Sporttherapie bei Morbus Parkinson (IPS)
In Bewegung bleiben

„Mein Körper hört nicht mehr auf mich,
aber auf dem Fahrrad kann ich Parki davonfahren.“

Rolf (2015), seit 2004 an Parkinson erkrankt

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Medikamente alleine sind nicht genug

Sporttherapie als Ergänzung zur medikamentösen Behandlung von Parkinson ist ein Weg der schwindenden körperlichen Leistungsfähigkeit zu trotzen und die Lebensqualität zu steigern.

Stand der Forschung

Die wissenschaftliche Parkinson-Forschung findet nach wie vor hauptsächlich auf dem Gebiet der Pharmakologie statt. Die wenigen Studien, aus dem sporttherapeutischen Bereich geben Parkinsonpatienten und Angehörigen dennoch Hoffnung.
Als wissenschaftlich gesichert gilt die Erkenntnis, dass regelmäßiges Training die Leistungsfähigkeit steigern kann. Kraft, Ausdauer, Koordination, Balance und Beweglichkeit können bei Parkinsonerkrankten verbessert werden (Quellen 1-19).

In unserer Praxis haben wir die Erfahrung gemacht, dass folgende parkinsonstypische Beschwerden mit gezielter Sporttherapie gelindert werden können:

  • Muskelsteifheit (Rigor)
  • Koordinationsprobleme zwei Bewegungen gleichzeitig ausführen
  • Verlangsamung von Bewegungen
  • Schwierigkeiten beim Aufstehen und Hinsetzen
  • Probleme beim Gehen und der Haltung:
    • Verlangsamung des Gangbilds
    • Kleine Schritte (schlurfend)
    • Fehlender Armschwung
    • angewinkelte Ellenbogen- und Kniegelenke
    • Probleme mit Wenden und Richtungsänderungen beim Gehen
    • Vorgebeugte Haltung
    • Angst vor Stürzen
    • Gleichgewichtsstörungen
    • Bewegungsblockaden (Freezing) an Bordsteinkanten Türschwellen oder engen Räumen
  • Schmerzen und Verspannungen im Schulter-Arm-Bereich
  • Rückenschmerzen
  • Zahnradphänomen
  • Bewegungsunruhe in Armen und Beinen
  • Verstopfung
  • Wechselhafter Blutdruck
  • Antriebslosigkeit

Für wen ist Sporttherapie bei Morbus Parkinson (IPS) geeignet?

Sporttherapie kann im Stadium 0–3 nach Hoehn und Yahr effektiv eingesetzt werden. In der Honeymoon-Phase, also solange noch ausreichend Dopamin-Zellen vorhanden sind und die Medikamente die Erkrankung fast vergessen lassen, ist der beste Zeitpunkt um mit gezielter Bewegung und Sport anzufangen.
Ziel dabei ist es die Skelettmuskulatur zu stärken, die Ausdauer und Haltung zu verbessern und die Körperwahrnehmung zu schulen. Je länger die Leistungsfähigkeit des Betroffenen auf einem hohen Niveau gehalten werden kann, umso milder fallen die krankheitsbedingten Symptome im weiteren Verlauf aus (größere Reserven). Zusätzlich verstärkt die körperliche Aktivität die Durchblutung des Gehirns und steigert den Dopaminspiegel, was also schützend wirken kann.
Idealerweise wird der Sport bspw. Joggen/Wandern zu einem neuen, Freude spendenden Lebensinhalt, der langfristig betrieben wird.

Gangübung: Fußgelenksabrollen auf Laufband (2016)

Im weiter fortgeschrittenen Verlauf sind die Schwerpunkte sehr individuell, je nach Symptom-Ausprägung und nach dem, was dem Patienten besonders wichtig ist.
Die Vorbeugung von Stürzen und der Erhalt und die Verbesserung der Gangstabilität und Feinmotorik sind Ziele, die für alle Betroffenen eine hohe Priorität besitzen. Sehr gute Erfahrungen haben wir mit zyklischen Bewegungen (Fahrradergometer, Handfahrrad) gemacht, die teilweise auch in OFF-Phasen durchgeführt werden konnten. Ebenfalls ist Nordic Walking zu empfehlen sowie Übungen mit großer Amplitude, d.h. großem Bewegungsausmaß und gezielte Mobilisation.


Weitere Informationen

Ablauf und Kosten der Sporttherapie...

Die 5 goldenen Übungen für jeden Tag bei Morbus Parkinson...




Wissenschaftliche Publikationen zur Sporttherapie bei Morbus Parkinson

  1. Allen NE; Canning CG; Sherrington C; Fung VSC. Bradykinesia, muscle weakness and reduced muscle power in Parkinson’s disease. Movement Disorders, 24(9):1344–1351, 2009.
  2. Bergen JL; Toole T; Elliott RG; Wallace B; Robinson K; Maitland CG. Aerobic exercise intervention improves aerobic capacity and movement initiation in Parkinson’s disease patients. Neuro Rehabilitation, 17:161–168, 2002.
  3. Burini D; Farabollini F; Iacucci S; Rimatori C; Riccardi G; Capecci M; Provinciali L; Ceravolo MG. A randomized controlled cross-over trial of aerobic training versus Qigong in advanced Parkinson’s disease. Eura medicophys, 42:231–238, 2006.
  4. Canning CG; Ada L; Johnson JJ; McWhirter S. Walking capacity in mild to moderate Parkinson’s disease. Arch Phys Med Rehabil, 87:371–375, 2006.
  5. Cruise KE; Bucks RS; Loftus AM; Newton RU; Pegoraro R; Thomas MG. Exercise and Parkinson’s: benefits for cognition and quality of life. Acta Neurol Scand, 123:13–19, 2011.
  6. Fritz B; Rombach S; Godau J; Berg D; Horstmann T; Grau S. The influence of Nordic Walking training on sit-to-stand transfer in Parkinson patients. Gait Posture, 34(2):234–238, 2011.
  7. Herman T; Giladi N; Gruendlinger L; Hausdorff JM. Six week of intensive treadmill training improves gait and quality of life in Patients with Parkinson’s disease: A pilot study. Arch Phys Med Rehabil, 88:1154–1282, 2007.
  8. Miyai I; Fujimoto Y; Mamamoto H; Ueda Y; Saito T; Nozaki S; Kang J. Long-term effect of body weight-supported treadmill training in Parkinson’s disease: A randomized controlled trial. Arch Phys Med Rehabil, 83:1370–1373, 2002.
  9. Nallegowda M; Singh U; Handa G; Khanna M; Wadhwa S; Yadav SL; Kumar G; Behari M. Role of sensory input and muscle strength in maintenance of balance, gait, and posture in Parkinson’s disease. Am J Phys Med Rehabil, 83(12):898–908, 2004.
  10. Nogaki H; Kakinuma S; Morimatsu M. Movement velocity dependent muscle strength in Parkinson’s disease. Acta Neurol Scand, 99:152–157, 1999.
  11. Pääsuke M; Ereline J; Gapeyeva H; Joost K; M¨ottus K; Taba P. Leg-Extension strength and chair-rise performance in elderly women with Parkinson’s disease. Journal of Aging and Physical Activity, 12:511–524, 2004.
  12. Protas EJ; Stanley RK; Jankovic J; MaxNeill B. Cardiovascular and metabolic response to upper- and lower-extremity exercise in men with Idiopathic Parkinson’s disease. Physical Therapy, 76(1):34–40, 1996.
  13. Reuter I; Leone P; Schwed M; Oechsner M. Effect of nordic walking in Parkinson’s disease. Movement Disorders, 21(15):S567, 2006.
  14. Reuter I; Mehnert S; Leone P; Kaps M; Oechsner M; Engelhardt M. Effects of a flexibility and relaxation programme, walking, and nordic walking on Parkinson’s disease. J Aging Res., page doi:10.4061/2011/232473, 2011.
  15. Rombach S; Der Einfluss von Nordic Walking Training auf die Symptomatik und körperliche Leistungsfähigkeit von Parkinsonpatienten, Universität Duisburg-Essen, 2009.
  16. Scharf M; Weineck J. Parkinson und Sport - Prävention und Rehabilitation auf der Grundlage der Sportmedizin und Sportwissenschaft. Spitta, Balingen, 2004.
  17. Werner WG; DiFrancisco-Donoghue J; Lamberg EM. Cardiovascular response to treadmill testing in Parkinson’s disease. Journal of Neurologic Physical Therapy, 30(2):68–73, 2006.
  18. Winogrodzka A; Wagenaar RC; Booij J; Wolters EC. Rigidity and bradykinesia reduce interlimb coordination in Parkinsonian gait. Arch Phys Med Rehabil, 86:183–189, 2005.
  19. Yang YR; Lee YY; Cheng SJ; Wang RY. Downhill walking training in individuals with Parkinson’s disease. Am J Phys Med Rehabil, 89(9):706–714, 2010.